Das Buchprojekt

Ein Roman, der auch eine Biografie sein könnte

Manches Leben mutet wie aus einem Roman an. Das junge Leben meiner Grossmutter hätte genauso gut der Fiktion entspringen können: Krieg, Verluste, unerwartete Wendungen, Hoffnung und Liebe.
Klar war: Diese Geschichte, die auch Zeitgeschichte ist, wollte ich festhalten. Nur ob als Biografie oder Roman, da war ich lange mit mir selbst uneins. Schliesslich entschied ich mich für die Form des Romans. Er erlaubt es, Lücken in der Biografie zu schliessen, Charaktere zu erfinden und die Geschehnisse zugunsten eines stimmigen Spannungsbogens auszulegen.

Hotel Krantz
Hotel Krantz (1899), Wien, wo Lore ihre Ausbildung absolvierte. Bildquelle: Wienbibliothek im Rathaus, D 76617: Der Architekt, 1.7.1899, Tafel 55

1947: Wien baut auf und öffnet Restaurants

1947 war für Wien ein spannendes Jahr. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war in vollem Gange, die Alliierten gerade erst im Abzug begriffen. Doch das Leben der meisten Menschen war nach wie vor hart, Lebensmittel und Wohnraum noch immer knapp. Die grosse Ausstellung "Wien baut auf!" sollte den Wienerinnen und Wienern neue Zuversicht schenken. Innerhalb von drei Monaten hatte die Ausstellung 86'000 angezogen. Diese mussten verpflegt werden. Zeitgleich mit der grossen Ausstellung durften auch die Wiener Restaurants endlich wieder öffnen.

"Zur Linde" - das älteste Restaurant Wiens

Das Restaurant "Zur Linde" an der Rotenturmstrasse gilt als eines der ältesten Restaurants von Wien. Es soll um 1435 gegründet worden sein. Zur Zeit, als Lores Geschichte spielt, war es riesig. Es hatte einen Hauptsaal unter einer ausladenden Glaskuppel, dazu zahlreiche Nebensäle und ein mit Trophäen geschmücktes Jagdzimmer. Über eine Treppe gelangte man zum gewölbten Lindenkeller, der ebenfalls Teil des Restaurants war.
Die Linde hatte damals um die sechzig Angestellte und Plätze für viele hundert Gäste. Bekannte Musiker, Künstler, Dichter, Schauspielerinnen und Staatsoberhäupter gingen hier ein und aus. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Linde den Alliierten als Quartier.
Von 1876 bis zum Tod von Josef Lehner in den 1980ern befand sich das Restaurant im Besitz der Familie Lehner.

Flucht und KZ

1947 traf der erste Rücktransport von Kriegsgefangenen in Wien ein. Auch einzelne österreichische Juden, die vor und während des Kriegs aus dem nationalsozialistischen Wien geflüchtet waren, wagten vorsichtig eine Rückkehr nach Österreich. Stefan Zweig (ein Cousin des gleichnamigen Schriftstellers), war einer von ihnen. 1938 war er vor den österreichischen Nationalsozialisten nach Mailand geflohen, wo er verhaftet und ins Konzentrationslager Alberobello (Casa Rossa) gebracht wurde. Später versetzte man ihn ins Internierungslager von Breganze, von wo ihm 1943 die Flucht gelang. Mit Hilfe aus der Schweiz gelangte er während einer dreimonatigen Flucht über die Berge ins Tessin. In der Schweiz wurde er wiederum zivilinterniert (Flüchtlingslager). Nach dem Krieg kehrte er kurz nach Wien zurück, konnte aber "keinen Boden mehr fassen" und wanderte nach Argentinien aus. In den 1960er Jahren liess er sich in Zürich nieder.

Historische Quellen

Es ist mir ein Anliegen, die Stimmung im Wien der Nachkriegszeit einzufangen. Dank den wertvollen Arbeiten verschiedener Archive und Bibliotheken ist dies zum Teil sogar von der Schweiz aus möglich:

 

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